Zitat
«wer sich nicht gehört fühlt, verhält sich unerhört.»
Kürzlich bin ich über dieses Zitat gestolpert – und musste schmunzeln. Denn wenn ich (selten, aber doch 😅) mal lauter werde, folgt meistens ziemlich schnell der Satz: «Ich lärme nur so, will ich mich nöd ghört fühle!».
Dass man sich in der Hitze des Gefechts mal im Ton vergreift, kennen sicher viele. Andere ziehen sich eher zurück, sagen gar nichts mehr und ignorieren das Gegenüber. Oft geht es dabei nicht darum, recht zu haben, sondern dass man in seiner Realität ernst genommen und gesehen werden will. Menschen möchten wahrgenommen, anerkannt werden und brauchen Resonanz. Fehlt diese Resonanz, reagieren wir mit Stress, Unsicherheit oder fühlen uns sogar bedroht. Unser Nervensystem wählt dann oft Rückzug oder Angriff.
Doch nicht nur von Aussen werden wir manchmal überhört – wir überhören auch uns selbst. Unsere innere Stimme. Zum Beispiel, wenn Menschen weitermachen, obwohl sie längst erschöpft sind. Eine Weile funktioniert das, aber ignorieren wir diese innere Stimme weiter, rebelliert irgendwann das ganze Ich-System und tobt meist auf verschiedenen Ebenen (körperliche Schmerzen, fehlende Konzentration, Wut, Trauer, Infektanfälligkeit…).
In uns gibt es – nach der «inneres Team»-Methode von Schulz von Thun – verschiedene Anteile oder Stimmen. Auch hier kann ein Anteil ungehört bleiben und das Konzept versucht, diese verschiedenen Stimmen in einem inneren Dialog miteinander in Beziehung zu setzen, mit dem Ziel Handlungsblockaden zu vermeiden und innere Konflikte zu lösen
Es gibt Menschen, die sich nie gehört fühlen – aber eben auch kaum etwas sagen. Und es gibt Menschen, die tatsächlich überhört werden, obwohl sie sprechen. Und «Unerhörtes Verhalten» zeigt sich ebenso vielfältig.
Das Zitat lässt sich auf viele Ebenen adaptieren:
In der Arbeitswelt, wenn Mitarbeitende «aus dem Nichts» kündigen, weil sie sich übergangen fühlen. Oder gesellschaftlich, wenn Menschen radikale Positionen einnehmen, weil sie sich mit ihren Anliegen nicht ernst genommen fühlen.
Und wie ist das bei dir?
✨ Wo in deinem Leben fühlst du dich nicht gehört?
✨ Was würde dir helfen, dass sich das verändert?
✨ Und was kannst du selbst anders machen, damit du dich gehört fühlst – von anderen und vor allem auch von dir selbst?
Und btw: Manchmal ist es eben auch völlig okay, sich ein bisschen unerhört zu verhalten 😉